„Die Menschen sind sehr dankbar“

GMÜND

In der niederösterreichischen Gemeinde Gmünd hat man ein Erfolgsrezept, wie Flüchtlinge integriert werden können.

Interview von

Michael Andrusio

Im nördlichen Waldviertel an der Grenze zur Tschechischen Republik liegt Gmünd. Eine Stadt, die seit Ende des Ersten Weltkriegs geteilt ist und durch die während des Kalten Krieges der Eiserne Vorhang ging. Auch in der 5.500 Bewohner zählenden Stadt leben Flüchtlinge. Privatinitiativen wie das Begegnungscafé versuchen, die Einheimischen mit den Asylwerbern zusammenzubringen. Bürgermeisterin Helga Rosenmayer (ÖVP) hat ihr eigenes Erfolgsrezept, wie die Akzeptanz durch die Bevölkerung funktioniert.

KURIER: Frau Bürgermeisterin, wie viele Flüchtlinge sind in Gmünd und woher kom- men sie?

Helga Rosenmayer: Es sind derzeit 203, davon 141 Syrer, 40 Afghanen, 2 Iraner, 12 Ira- ker und 8 Sudanesen.

Und funktioniert das Zusammenleben?

Es funktioniert sehr gut, wobei der Erfolg meiner Erfahrung nach besser ist, wenn Flüchtlinge in kleinen Gruppen untergebracht werden. Wenn in einer Katastralgemein- de auf 150 Bürger 40 Flüchtlinge kommen, sorgt das natürlich für Aufregung. Aber bei kleineren Gruppen gibt es keine Diskussionen. Und die Menschen, die bei uns Zuflucht gefunden haben, sind sehr dankbar.

Wie haben die Gmünder auf die neuen Gemeindebürger reagiert?

Es hat natürlich eine gewisse Angst und Skepsis gegeben. Aber die Hilfsbereitschaft ist sehr groß und es haben sich auch private Organisationen gegründet, die die Gemeinde unterstützen.

Es gibt in Gmünd ja auch das so genannte Begegnungscafé. Können Sie uns das erklä- ren?

Es ist ein Treff, der alle 14 Tage stattfindet. Hier werden Sachspenden abgegeben und es treffen sich Flüchtlinge und Gmünder. Das funktioniert sehr gut und wird auch gut angenommen, die Menschen backen Kuchen, andere installieren Computer. Das tut uns allen ziemlich gut.

Sind Sie vom Land Niederösterreich gut auf das Eintreffen der Flüchtlinge vorbereitet worden?

Ja, am Anfang. Wenn aber in einem kleinen Ortsteil aus den angekündigten zwei Fami- lien plötzlich 40 Personen werden, ist das natürlich nicht gut. Jetzt funktioniert es je- doch wieder, zumindest wenn diese Dinge, die die Flüchtlinge betreffen, über mich als Bürgermeisterin laufen.

Was könnte man besser machen?

Wichtig ist Aufklärung, Aufklärung und nochmals Aufklärung. Je besser die Menschen aufgeklärt werden, umso besser ist es für alle. Und es ist zu befürworten, wenn man alles „flach“ hält, also das Thema nicht so sehr in den Mittelpunkt stellt.

Helga Rosenmayer, ÖVP

Grafik von

Christa Breineder